Was für ein heftiger Start in meinen Camino. Zuerst hatte ich Kopfschmerzen vom Wein den Floris, einem Mitpilger aus den Niederlanden, und ich gestern Nacht geleert hatten.
Mit 45 Minuten Verspätung und zwei Ibuprofen später beginne ich dann meinen ersten Tag. Ich hatte kein Frühstück und alle Geschäfte waren geschlossen, aber angeblich gibt es ja einen Foodtruck auf dem Weg.
Der Weg startet sofort sehr steil. Nach zwei Stunden hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass das Frühstück vielleicht keine so schlechte Idee gewesen wäre. Also habe ich einen Müsliriegel, den ich von zu Hause mitgebracht habe, gegessen. Geholfen hat das nicht allzu viel.
Danach fühlte es sich einfach so an, als würde der Aufstieg immer steiler und anstrengender werden. Bei einer meiner ausgedehnteren Pause habe ich Anna kennengelernt. Anne wurde in Polen geboren und lebt heute in den USA. Da wir beide mittlerweile große Schwierigkeiten hatten, sind wir zusammen weitergegangen, d.h wir haben pausierten, ein paar Schritte gemacht und wieder zusammen Pausiert.
Zu diesem Zeitpunkt hätten wir nie gedacht, dass wir es noch schaffen, aber wir haben uns letztendlich nach Orisson geschleppt. Hier haben wir die Pilger aus den USA vom ersten Tag wieder getroffen. Einige blieben in Orisson oder blieben zumindest für ein Mittagessen. Anna beschloss den letzten Kilometer ihrer Reise gleich weiter zu gehen, und Sam hatte ihr Sandwich und ihre Pause hinter sich und war bereit zu gehen. Also schloss ich mich ihnen an. Immer noch kein Essen…
Es blieb eine sehr harte Wanderung, und an dem ein oder anderen Punkt waren Sam und ich bereit aufzugeben. Aber wir waren mitten im Nirgendwo, und Umdrehen wäre nur noch weiter gewesen.
Endlich sind wir an den Ort gekommen an dem der Food Truck hätte sein sollen. Nichts und dann ging uns auch noch das Wasser aus. Die nächsten 5 km ohne Wasser waren die bisher härtesten. Langsam beachtlich uns die Furcht, wir hätten den Brunnen übersehen, als er schließlich vor uns erschien. Ich wusste nicht, dass Wasser so gut schmecken kann!
Mit neuer Hoffnung und Energie schließen wir uns einer spanischen Gruppe von Wanderern an und passierten die Grenze.
Die Gruppe sagte uns, von hier aus sei es nur pequeño nach oben und dann nur noch nach unten. Mein Spanisch ist wirklich schlecht, aber das war nicht wenig nach oben. Mittlerweile schaffen wir, laut auf die Pyrenäen schimpfend, nur noch 10m am Stück, dann müssen wir wieder zu Atem kommen Und dann ist es passiert, wir haben diesen Gipfel tatsächlich erreicht!!!!!
Der Weg nach unten war immer noch sehr anstrengend. Aber wir wussten jetzt, dass wir es schaffen würden. Unfähig nur einen weiteren Schritt zu machen, sind wir nach Roncesvalles gekommen.
Die Albergues sollten sehr groß sein, also wurde mir gesagt, dass ich nicht im voraus buchen müsse…. Natürlich gab es nirgendwo mehr Betten.
Ein Pilger aus Argentinien war in der gleichen Situation, also buchten wir ein Zimmer 14km entfehrnt. Als wir versuchten ein Taxi zu bekommen, trafen wir die Gruppe spanischer Wanderer von zuvor. Sie boten uns an uns zu fahren, und nach einem kurzen Abendessen, ja, ich bekam am Ende tatsächlich Essen – leider war ein Teil des Fisches noch roh, sind wir los.
Die Nacht blieben wir in der netten kleinen Stadt Viscarret-Guerendiáin und durften den schmerzenden Körper ausruhen.