… und nicht die Menschen um dich herum. Heute hätte ein kurzer Tag sein können. Nach einem kleinen Frühstück liefen wir ca. 9km nach Zubiri.
Eine schöne kleine Stadt. Wir aßen zu Mittag und alles in mir sagte, besorg dir ein Bett und bleib heute hier. Aber als Nancy, das spanische Frau mit der ich heute unterwegs war, sagte – zumindest glaube ich, dass sie es tat, wir kommunizierten hauptsächlich durch Gesten oder über Google Translate – es gibt eine Menge kleiner Städte auf dem Weg, mal sehen wie weit wir kommen, habe ich meine Innerestimme mal wieder ignoriert.
Und weiter ging’s. Wir kamen an genau einem Restaurant vorbei, in dem jemand Halleluja auf einer Trompete spielte. Aber zu dem Zeitpunkt sind wir noch weiter unseren Weg gegangen und dachten, dass es noch viele weitere kleine Dörfer geben wird, die uns die Möglichkeit geben würden auf dem Weg auszuruhen.
Es war ein Wunder schöner Weg, aber mein linker Fuß, der mich seit ein paar Monaten schon immer mal geärgert hat, fing jetzt wieder richtig an zu schmerzen. Wir kamen in eine kleine Stadt, in der Nancy nach einer Toilette suchen wollte. Wenn mein mehr als gebrochenes Spanisch mich nicht täuscht, sagten sie ihr so in etwa: “Mädchen, du bist auf dem Camino! keine Bars oder irgendetwas für viele Meilen.” Anscheinend war das Restaurant mit dem Trompeter das letzte für die nächsten 15 km.
Nancy überprüfte immer wieder ihre Google Maps, die aber leider nicht die Camino-Routen zugrunde legen, so dass die erste Schätzung von drei Stunden immer noch bei 2,5h lag, nachdem wir bereits über 2h gelaufen waren. Ich glaube sie war wirklich frustriert, und mein humpelnder Gang der letzten Kilometer gab ihr nicht wirklich mehr Hoffnung. Also hat sie ihr Tempo ordentlich erhört und verschwand im Wald.
Nach ein paar weiteren Stunden schrie meine Innerestimme mich geradezu an, ich hätte in Zubiri bleiben sollen. Jeder Schritt verwandelte sich in einen schmerzhaften, anstrengenden Kampf. Ich ging an einem Fluss vorbei, an dem ein paar Einheimische badeten, und ich war so was von bereit, hinein zu springen. Aber zu diesem Zeitpunkt hätte ich nicht wieder auf die Straße zurückkommen kommen können, wenn ich einmal richtig angehalten hätte.
Stunden vergingen, und als ich schließlich an einem Restaurant vorbeikam, lachte mich das Schild an der Tür nur aus: “Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten, aber wir sind bis zum 1. September im Urlaub …”
Langsam ging das Wasser wieder zur Neige, und die Sonne brannte jetzt richtig heiß. Der Schmerz in meinem linken Fuß brannte, und die Hoffnung begann wieder zu sinken, als ich um eine Ecke kam und ein lebensrettenden Wasserbrunnen meine Blicke fing.
Ich sprach mit einem anderen Pilger, machte eine 20-Minütige Pause am Brunnen, bis ich zu den letzten und längsten 6 km aufbrach, die ich bisher gelaufen bin.
Die Hitze wurde immer intensiver. Mich began das Gefühl zu beschleichen, wer den Camino markiert hat, hat es getan um auch über uns Pilger lustig zu machen. Ich kam an mindestens drei Orten vorbei, an denen mich der Camino einen Hügel hinauf und wieder runter, zurück auf genau die Straße schickte, von der ich kam.
Und dann, endlich wieder das erste Zeichen von Zivilisation. Die letzten Kilometer vergingen, ohne dass ich sie wirklich bewusst war nahm, ich erinnere mich schwach an den Schmerz, und dann plötzlich stand ich vor der Albergues. 15 Minuten zu spät! Alles dicht keiner mehr da. Aaaaaah…
Zum Glück hatte das Restaurant nebenan meinen Code und meine Zimmernummer bekommen – ja, ich habe gelernt und im Voraus gebucht – also ließ ich meinen Rucksack fallen und hatte meinen ersten Pilgerteller, so viel Essen für 10 Euro, ich fühlte mich wie im Himmel!
Ich traf einige italienische Pilger, die mir einige Gläser Cerveza Ausgaben. Bis ich ihnen einen Buen Camino wünschte und ins Bett ging. Immer noch keine volle Nacht durch geschlafen, aber es fühlt sich definitiv so an, als würde ich langsam wieder lernen wie man schläft.